Etwa 25km Südlich von Marsabit und unserem Hotel liegt Karare.
Kein richtiger Ort, so wie hier etwa ein Dorf, aber hier und da Häuser und ab und zu Häuseransammlungen, eine Wasserstation und: die Wings Academy, mein heutiges Ziel.
Was im Jahr 2011 mal als Nursery School angefangen hat, ist inzwischen gewachsen, hat neue Gebäude, eine Wasserversorgung, Küche, Schlafräume und eine Secondary High School – für mich sehr spannend.
Ich wurde von Patrick, einem Priester der lokalen Kirche begleitet. Er zeigte mir alles, übersetzte, wartete, wenn ich Fotos machte – ich fühlte mich wunderbar aufgehoben.
Ich durfte – ja musste eigentlich – alle Klassenzimmer der unteren Jahrgänge besuchen (die Hochschule wollte ich am nächsten Tag besuchen. Sie liegt auf dem gleichen Gelände, aber trotzdem etwas abgetrennt.) Ich wollte den Unterricht eigentlich gar nicht stören, aber Patrick meinte, ich sei sozusagen angekündigt und man würde mich erwarten.
Ich weiß nicht, was in den Kindern vorgeht, wenn so jemand wie ich da ins Klassenzimmer platzt, aber ich habe tatsächlich alle besucht.
Ich sprach mit der Leiterin des Lehrerkollegs – einer Frau, die den Eindruck machte, als könne sie alle motivieren . Ich fragte sie nach den angekündigten Bananen, welche aus einer Spendenaktion einer Flugbegleiterin bezahlt würden für das laufende Jahr, aber es waren noch keine gekommen. Wir drehten dazu ein kleines Video, welches ich an die Spender schickte. Das Geld war wohl inzwischen hier, nur eben die Bananen nicht.
Eine Woche danach und auch eine Woche nach meiner Rückkehr begann die Lieferung dann endlich: ich bekam diese Bilder zugeschickt:
das Gartenprojekt
Um die Mittagszeit kamen Frauen, um mit Thomas ein Gartenprojekt zu besprechen. Die Frauen gehören zum Stamm der Rendille – einem Volksstamm, der eigentlich als Nomaden durch den Norden Kenias zieht und Schafe, Ziegen und Kamele züchtet.
Die Idee ist, dass der Verein Geld und Material spendet, und die Frauen legen sich dazu eine Art Spiralbeet an, um sich Gemüse für den Eigenbedarf selber anzubauen. Thomas erzählte, dass er in anderen Dörfern schon gesehen hatte, dass es mal klappt oder eben auch nicht. Das wird sich dann hier zeigen.
Der Bischof war da, Patrick und ich stießen dazu und es begannen Gespräche im Schatten unter dem Baum.
Patrick übersetzte. die Frauen hatten Fragen, der Bischof zeigte ihnen, wo er sich den Garten vorstellen könnte – schliesslich ist das Kirchenland. Allerdings ging es auch um Wasserversorgung und kurze Wege, um Nähe zur Schule, wo ja die Kinder dieser Frauen zu Schule gehen . Wir stapften also durch Grasland und Gestrüpp, schauten uns einen eventuellen Standort an – meines Erachtens nach nicht wirklich nah gelegen… Und dann ging es wieder zurück unter unseren Baum. Patrick hat ein Grundstück direkt vor dem Schulgelände und bot dieses an – wenn ich das richtig interpretierte, dann wurde das von den Frauen bevorzugt. Sollte ich je mal wieder nach Karare kommen, werde ich schauen, was daraus geworden ist.
Unter den Bäumen wurde weiter geredet, und ich selber wurde gebeten ein paar Worte zu sagen – ich erzählte wer ich bin und warum ich hier sei: wieder eine neue Erfahrung.
Es gab am Rande noch Gespräche mit Thomas und 2 Frauen, die besprachen, wie zukünftig Monatsbinden für die heranwachsenden Schülerinnen angefertigt und bereit gestellt werden können. Es gibt so etwas nämlich nicht, und die Mädchen gehen in der Zeit der Periode nicht zur Schule und versäumen zu viel – das möchte man verhindern. Auch Wasser spielt dabei eine Rolle – es muss ja auch irgendwie gehandhabt werden können. Ich lerne viel hier!
Am nächsten Morgen vor unserer Fahrt nach Bubisa ging es nochmal in die Wings Academy, und heute lag der Besuch der Secondary High School an, welche im Dezember erst neu eröffnet wurde und deren offizielle Einweihung im April sein wird.
Für uns wurde heute eine Art kleiner Festakt mit Gesang und Tanz veranstaltet.
Ein Blick auf den Stundenplan der jungen Menschen zeigte, ihre Tage sind komplett verplant, und ein anderer Blick in das Unterrichtsmaterial zeigte die Qualität des Stoffes: wirklich schwierig!