Wir sind ja in diesem Urlaub ziemlich viel gefahren (worden). Es war anders, als noch vor 4 Jahren, denn die Strassen sind inzwischen wesentlich verbreitert worden, haben zum Teil 3 Spuren, bei denen manchmal 4 oder 5 befahren werden oder sogar Gegenverkehr kommt. Das ist noch so wie bei unserem letzten Besuch, wenngleich der Verkehr wahnsinning zugenommen hat.
Was immerhin noch so geblieben ist: diese „Highways“ haben Fußgängerüberwege (obwohl Füßgänger ja eh die Strasse überqueren wo es gerade passt), Kühe queren wo immer sie gerade mögen, Ziegen (die aussehen wir Jar Jar Binks aus Star Wars) trippeln albern am Strassenrand oder eben auch auf der Strasse, ab und zu dann mal ein Affe oder sehr schöne Schweine – blonde oder dunkle. Das ist der „Highway“. Es gibt jedenfalls auf den stundenlangen Fahrten viel zu sehen.
Und dann kamen wir in unserem wunderbaren Hotel in Jaipur an. Wolfgang und ich waren 4 Jahre zuvor schon dort gewesen – wunderschön! Hier sollten wir 3 Nächte verbringen und am Ende auch mal etwas Erholung finden – man kann ja nicht jeden Tag unterwegs sein,und bisher war es irgendwie so.
Wir hatten also wieder Programm, wollten aber unbedingt einen Programmpunkt ergänzen: auf Instagram folge ich einem in den USA lebenden Staatsbürger mit indischen Wurzeln, der gerade 10 Tage vor uns hier in Jaipur war und ein wunderbares Bild von einem so genannten Step Well – einer Art Stufenbrunnen oder Wasserreservoir mit Stufen – gepostet hatte. So etwas hatte ich noch nie gesehen, aber wenn denn eines in der Nähe wäre … dann nix wie hin!
Tja: und dann ging es am Morgen zum Amber Fort – auf dem Weg dahin lag der Brunnen. Unser Reisebegleiter (der auch wieder sehr gut war!) wusste auch sofort wovon ich sprach, und erzählte, dass es ein ganz berühmter Step Well sei, denn hier wurde wohl eine Szene des Film „Best Exotic Marigold Hotel“ gedreht – den muss ich mir also mal wieder ansehen. Und er war wirklich wunderschön! … also der Brunnen. Nicht besonders groß, aber toll! Und auch ziemlich alt: er soll aus dem 16ten Jahrhundert sein. (Ihr könnt ja mal im Internet suchen unter „Panna Meena ka Kund“)
Und danach war dann das Amber Fort dran. Ich stand vor 4 Jahren auch dort im Innenhof, war total begeistert und hatte noch so gedacht: ob ich jemals wieder hierherkomme?
Und da war ich dann wieder und es war genau so großartig und imposant! Immernoch mit Elefanten zu erreichen; das sieht zwar schön und bunt und indisch aus, ist aber unerträglich im Sinne des Tierschutzes. Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit mit dem Jeep, und das haben wir dann auch für uns in Anspruch genommen.
Das Fort liegt auf einem Bergkamm des Aravalli-Gebirges und von dort hat man einen wunderbaren Blick in die Gegend. Oberhalb liegt auch noch das Jaigarh Fort, welches ich wegen des Ausblickes auch gerne besucht hätte … aber am Ende reichte die Zeit einfach nicht. Ich habe etwas sehnsüchtig die Hügel heraufgeblickt, aber es gab an dem Tag noch so viel anderes auf unserer Tour.
Innerhalb des Amber Forts ist viel zu sehen: auf etwa 4 Ebenen gibt es verschiedene Gärten, Hallen, der Spiegelpalast, die Audienzhalle, die Frauengemächer, Geheimgänge und und und … alles reich verziert und immernoch gut erhalten. Man kann im Internet mal googeln, wenn man mehr über die Geschichte erfahren möchte – ich selber konnte mit Zahlen und Fakten auf Grund der Fülle eh nicht merken. (ein paar mehr Infos z.B. hier)
Danach, auf dem Weg zurück in die Stadt, kommt man automatisch am Jal Mahal – dem Wasserpalast – vorbei. Wegen des Gegenlichts nicht so gut zu sehen und besichtigen kann man ihn leider auch nicht: es wird immernoch renoviert. Aber er liegt wunderschön da in diesem Stausee … sollten wir mal wiederkommen, müssen wir mal am Ufer entlang fahren auf die andere Seite.
Auf unsem Weg weiter erfuhren wir in einem Laden Wissenswertes über Teppichweberei oder auch den traditionellen Textildruck : Wolfgang und ich waren schon einmal hier und fanden das recht interessant: es ist wie eine riesige Genossenschaft, in der viele viele Familien ihre eigenen Pattern zu Hause weben oder bedrucken, und es von dort in die Stadt zum Weiterverkauf schicken. Die bedruckten Stoffe haben wir auf unserer Reise noch des öfteren in den Räumlichkeiten einiger Hotels oder Restaurants gesehen. Und wir waren vorbereitet! Man kann sich dort auch Sachen schneidern lassen: Wolfgang hat sich also noch eine dieser wunderbaren Modi-Westen machen lassen (in einem tollen Rot-ton, wie ihn unser Guide in Agra hatte) und ich habe mir 2 Blusen nachschneidern lassen. Die hatte ich „ganz zufällig“ nämlich dabei.
Zurück im Zentrum Jaipurs war dann der Besuch des Stadtpalastes angesagt. Innenhöfe und Pavillons, ein Nebeneinander einzelner Gebäude – alles hell oder rosa … wirklich was fürs Auge. Ist der Maharaja im Palast, erkennt man das an der gehissten Fahne auf dem Dach – und zur Zeit unseres Besuches war er also da. Er hat zwar keine Macht, ist aber sehr beliebt und unterstützt viele Projekte und auch Künstler, die in einem der öffentlich zugängigen Gebäude ihre Kunst entweder herstellen oder verkaufen. Alles trotzt vor Geschichte. Die Diwan-i-Am (Halle der öffentlichen Audienzen) war sehenswert, auch im Museum gabe es einiges, wie z.B. Kunstgegenstände, Teppiche, Emaillearbeiten und Waffen wie etwa Gewehre und Schwerter, die teilweise sogar aus dem 15. Jahrhundert stammen. In der Textilabteilung kann man Gewänder der Maharadschas und Maharanis von Jaipur bestaunen.
Ach ja … davor waren wir ja auch noch im weltgrößten Observatorium Jantar Mantar, welches wirklich sehenswert ist! Es beherbergt 14 nach astronomischen Gesichtspunkten entworfene Bauwerke, und wenn man bedenkt, dass das alles aus dem Jahr nach 1733 ist … beeindruckend! 2010 wurde das Observatorium dann auch als UNESCO-Welterbe anerkannt.
Tja – und warum ist Jaipur eigentlich auch als Pink City bekannt? Den Anstrich der Altstadt erhielt sie 1876 in Vorbereitung auf den Besuch von Kronprinz Albert Eduard, Prince of Wales. Rosarot ist Rajasthans traditionelle Farbe der Gastlichkeit.
So langsam kamen wir allerdings an unsere Aufnahmekapazität! Wir waren jetzt eine Woche unterwegs und hatten so viele Eindrücke aufgenommen … wir konnten kein Museum und keinen Tempel mehr sehen, auch den Programmpunkt „Affentempel“ wollten wir nicht mehr abhaken … wir wollten aber immerhin noch die Albert-Hall von aussen sehen. Auch für den Museumsbesuch innerhalb der Hall hatten wir nicht mehr die Kraft – es war eh schon spät, die Sonne stand tief, meine Füße schmerzten so langsam … es war Zeit für ein leckeres Kaltgetränk etwa am Pool des Hotels oder irgendwo sonst in aller Ruhe dort im Garten!
Und hier verbrachten wir dann auch – völlig Programmlos (!) mal den kommenden Tag, einfach liegend und lesend im Hotelgarten, gut geschirmt unter einem Baldachin, so dass uns der unerwartete Regen nichts anhaben konnte, ab und an ein Lime-Juice oder einen Kaffee … einfach mal die Basis gechilled!