… und dann ging es zu unserem letzten Ziel auf dieser Reise: Churu
Die Fahrt dahin war mal wieder … rumpelig! Etwa 275km zum großen Teil unbefestigte Strasse, weil entweder Baustelle oder gar nicht vorhanden, Schlaglöcher, Bodenwellen … man kann da nicht einfach mal so geradeaus fahren.
Jedenfalls brauchten wir etwa 6 Stunden dafür, hatten zusätzlich zwischendurch noch das Gefühl, dass unser Fahrer sich mal verfahren hatte … (dank des Internets im Bus konnten wir mit Google Maps ab und zu mal die Route ansehen, sonst hätten wir völlig die Orientierung verloren) – irgendwann kamen wir dann aber doch an.
Churu liegt am Ostrand der Wüste Thar im Norden von Rajasthan, wurde etwa 1620 gegründet und ist nicht besonders groß. Hier wird viel Landwirtschaft betrieben, Tourismus gibt es nur sehr, sehr wenig. Warum also waren wir hier?
Als erstes Mal: schon unser Hotel war einfach sehenswert. Gebaut 1920, liebevoll und kunstvoll restauriert und zum Hotel umgebaut – eine kleine Oase sozusagen inmitten des Chaos drumherum. Auch hier schon üppige Wandbemalungen innen, aussen mit Figuren verziert … sehr schön!
Im Stadtzentrum – also irgendwie genau gegenüber unseres Hotels – befinden sich zahlreiche mehrgeschossige alte Kaufmannspaläste – die Havelis. Wunderschöne alte Häuser, allesamt gebaut zwischen 1870 und 1920, mit üppigen Wandmalereien an den Aussenwänden. Die Havelis befinden sich jedoch allesamt in einem schlechten baulichen Zustand. Meist sind sie in Familienbesitz, aber wenn Familien so riesig sind und sich keiner zuständig fühlt … sie verkommen einfach! Wir machten also einen anderthalbstündigen Spaziergang durch dieses Viertel. Ganze Strassenzüge sind unbewohnt oder zumindest fast unbewohnt – in z.B. einem dieser baufälligen Gebäude ist gerade eine Familie eingezogen und versucht jetzt das Beste draus zu machen – wir haben mit ihnen selber sprechen können.
Die Wandmalereien sind einfach ziemlich großartig! Die alten Türen (- und ich liebe alte Türen!) absolut schön, und unser Begleiter, der uns das alles erklärt hat war sehr gebildet und konnte sehr viel berichten. Während unseres Spazierganges erzählte er jedenfalls allen, die in dem Viertel doch leben „dass er mit Besuchern aus Deutschland unterwegs ist“ – es kommen noch nicht viele hierher, und wir wurden vielfach beäugt.
Churu selber hat noch einen bemerkenswerten und immer wieder restaurierten Jain-Tempel, der in ganz tollem Zustand ist. Die Wände im Inneren sind aufwendig mit Wandfliesen, Blattgold und Malereien bedeckt, an der Decke hängen alte Murano-Glasleuchter. Wir konnten ihn erst am späten Nachmittag besuchen, denn er war wegen der Vorbereitungen zum Holi-Fest tagsüber geschlossen und wurde später speziell für uns aufgeschlossen. Wow! Absolut herausragend und sehenswert! Der Sohn des Priesters erklärte uns alles, denn wir waren die einzigen Besucher.
Abends begann das Holi Fest. Die Luft war raucherfüllt, denn überall entzündete man in der Nacht Feuer und verbrannte darin Figuren aus Stroh, als Symbol für die Dämonin Holika.
Wir zogen es vor nicht mehr vor die Tür zu gehen – es war sehr laut, und da das Fest oft mit Rauschmitteln einhergeht … ich denke, das hätte uns abends überfordert.
Aber am zweiten Tag des Holi-Fests ist es ein Fest der Farben – der Triumph des Guten über das Böse. Und irgendwie ist es wie bei uns an Weihnachten: es besuchen sich die Familien um den Tag miteinander zu verbringen, oder man besucht Freunde … und bewirft sich mit bunten Farbpulvern!
Da wir im Hotel alle keine Famillien zu besuchen hatten, hatte das Hotel für seine Gäste eine kleine eigene Feier vorbereitet: es gab Hosen und Kurtas, dazu fertige Turbane (na ja … das war etwas touristisch) – und da ich nun mal eine andere Figur habe, blieb ich einfach in meinen Klamotten, in der Hoffnung, dass die Farben danach rauszuwaschen wären.
Im Garten haben sich dann irgendwann Angestellte, deren Kinder und wir Gäste beworfen oder eingeschmiert, es gabe laute Bollywood Musik … ehrlich gesagt: es war wahnsinnig lustig 🙂
Wir haben viel gelacht und wurden immer ausgelassener – sahen irgendwann einfach nur noch bunt aus!
Mittags mussten wir das Ganze aber dann abbrechen, denn erstmal mussten wir alles abwaschen und uns umziehen, denn danach ging es auf unsere letzte lange Fahrt zurück nach Delhi, denn in der Nacht sollten wir nach Hause zurück fliegen.
Die Fahrt war auch wieder sehr lang (schon wieder 6 Stunden!) und sehr holperig, wurde nur dann in der Nähe der Großstadt besser – also so rein Strassentechnisch.
Aber rund um Churu und auch danach noch ein ganzes Stück war wegen des Festes alles geschlossen und wir kamen (eigentlich) gut voran. Tiere waren natürlich trotzdem wieder auf den Strassen und im Laufe des Nachmittages kamen dann immerhin ein paar offene Obst- und Gemüsehändler dazu.
Wir sind geflasht!
Was für ein Urlaub! (und ich habe nun einen leuchtend roten BH und ein quietschend-pinkfarbenes T-Shirt als Andenken)