und dann einfach geradeaus!
Verpätet, aber ich wollte es unbedingt noch veröffentlichen: am 30.03. war ich mal wieder unterwegs.
Es war mal wieder so weit: ich musste/durfte/sollte auf einen Streckenerfahrungsflug.
Und da ich ja nun bei der „Passage“ mal Lang- und dann wieder Kurzstrecke befliegen soll, und ich letztes Jahr ja mit dem A380 in New York war, musste ich mir also etwas Kurzstreckenmäßiges ausdenken.
Ich hatte mich für einen Flug nach Tromsø entschieden, fragte die Crew lange im Voraus, ob sie bereit sei, mich an Bord zu haben, denn – soweit ich weiß – braucht dieser Flughafen eine Sonderbehandlung, und ich wollte nicht stören.
Ich war willkommen und begann meine Flugplanung gute 3 Stunden vor der geplanten Abflugzeit. Wie immer begann ich, den technischen Status des Flugzeugs, die Rotation, das Wetter und die NOTAM zu überprüfen.
Das Zielwetter war ziemlich schlecht: starker Seitenwind, der jenseits unseres Landelimits war, auch Schnee auf der Bahn mit unzureichender Bremswirkung. Die Sicht war schlecht und die Wolkendecke sehr niedrig und mein Flugplanungssystem zeigte mir nur einen geeigneten Ausweichflughafen für meine Flugwegplanung an.
Etwas wenig für einen solchen Flug … und auch um meiner Crew Alternativen zu bieten, nur für den Fall, dass das Wetter am Zielort schlechter wird.
Es gibt eine „Liste der autorisierten Flughäfen“ (LOAA) für jeden Flughafen, aber alle, die als ALTN (Ausweichflughafen) für TOS/ETNC verfügbar waren, waren genau so schlecht.
Also habe ich einige Karten herausgenommen und selber gesucht.
Auf der Suche nach Alternativen für Oslo, Turku und Helsinki, und auch die auch für meinen Flugzeugtyp verfügbar waren, stellte sich heraus, dass Turku und Bodø funktionieren könnten (aus der Sicht der Flugwegplanung), weiter weg, aber okay: und so habe ich einen Plan gemacht.
Nach der Planung (lesen von NOTAM, Wetter, Routing, Enroute NOTAM, Luftraumverfügbarkeit zur Vermeidung von SLOT-Verzögerunge) , habe ich das Wetter noch einmal überprüft: inzwischen war eine neue Prognose für den DEST und die ALTNs erschienen. Ich konnte nun davon ausgehen, dass die DEST (Destination, mein Zielflughafen) vom Wetter her nicht mehr ganz so schlecht war, und dass ich sogar eine nähere Alternative wählen konnte, was ich tat, aber Turku für Info behalten. Ich habe alles noch einmal überprüft, meinen Flugplan bei den Behörden angemeldet und bin zum Briefing der Crew gegangen.
„Meine Crew“ begrüßte mich und überprüfte alle Fakten dann aus ihrer Sicht. Zum Beispiel: wenn das momentae ACTL WX (aktuelle Wetter) zu unserer Ankunftszeit noch da wäre, könnte unser Zielflughafen nie erreicht werden: zu viel Seitenwind und weiterhin schlechte Bremswirkung auf der Bahn. (Die Prognose ist für die Planung, aber das „Ist“ kann anders sein. Der Kapitän hatte Erfahrung mit diesem Flughafen und wollte einfach sicher gehen: „Lasst uns etwas mehr Treibstoff mitnehmen, so dass wir Turku im Fall der Fälle erreichen können „. (Turku war einer meiner „selbstgesuchten“ Ausweichflughäfen für Tromsø. Mal sehen, ob wir an unser Ziel erreichen – die Vorhersage war schlecht!)
Und dann ging es los.
Es war ein wunderbar ruhiger Flug … blauer Himmel, keine Turbulenzen, kein Verkehr, kein Nichts.
Aber immer noch sehr schlechtes Wetter in Tromsø/TOS.
Wir überquerten den Jetstream, der auf der Karte zu sehen war – der Wind nahm zu, aber bis jetzt nur von der Seite. Keine Turbulenzen, nur ein leichtes Zittern für das Flugzeug.
Das Wetter in Tromsø war immer noch ziemlich schlecht – der Wind nahm zu. Immer noch quer, die Bremswirkung nicht ausreichend , und so würden wir nicht landen können.
Die Crew überprüfte immer wieder alle Alternativen, denn auch dort änderte sich das Wetter ständig.
Eine Front zog gerade durch mit allem Drum und Dran. Wind, Böen, Schnee, Regen und Hagel …
Unsere Passagiere wurden darauf hingewiesen, dass eine Landung bei dieser Art von Wind und Wetter nicht sehr wahrscheinlich war … aber meine Cockpitcrew wollte es versuchen – laut Prognose gab es noch eine Chance.
Wir brauchten etwa 3 Stunden Flugzeit, um dorthin zu gelangen. Wir wussten nicht, ob wir landen konnten, da der Flugplatz inzwischen wegen starken Seitenwindes für den Verkehr gesperrt war. Wir sollten dann in eine Warteschleife – das Wetter konnte sich ja noch wieder ändern.
15 Minuten bevor wir dort ankamen, verbesserte sich das Wetter endlich! Ein Widerø-Flugzeug flog einige Minuten voraus und startete seinen Anflug, … der Wind drehte weiter nach Süden, die Start- und Landebahn wurde geräumt … das wars! Weiter ging es Richtung geplantem Zielflughafen!
Wir taten das Gleiche: der jetzt Wind genau von vorn, „gute Sicht“ und geräumte Bahn … wir konnten landen. Schließlich war alles passend, und wir kamen in TOS an!
Für mich ein Erlebnis. Die Crew: professionell und gut.
Der Wind am Boden blies waagerecht und heftig (!) und der Schnee wurde einfach durch die dann geöffnete Flugzeugtür geblasen. Zu Hause hatten wir an dem Tag gute 27 Grad, hier waren es 0 Grad mit Schnee!
Wie auch immer – das war mein erster Kurzstrecken-Streckenerfahrungsflug, und es war sooo spannend.
Zwischendurch schneite es dann wieder heftig, aber zu unserer Abflugzeit ließ es dann wieder genug nach, so dass wir auch wieder starten konnten. Und nach 45 Minuten ging es dann genau so ruhig wie auf den Hinflug wieder nach Hause. Am Ende war es dann ein langer Tag, und die Anspannung vom Hinflug schwingt noch eine Weile nach …
Ich hatte das ganze als kleine Instagram-Story verarbeitet – hier sind die Bilder: